Guten Tag,
ich möchte Euch heute diesen „Exoten“ vorstellen:
Ein „Pre-Regulation Flank-Officer´s Sword“, wie die Engländer diesen Säbel bezeichnen. So wie ich es verstanden habe, waren die „Flügeloffiziere“ der Infantrie gegen Ende des 18 Jahrhunderts mit ihren Dienst-Seitenwaffen, einem Spadroon eher unzufrieden, da es vorwiegend als Stoßwaffe konzipiert war und sich in der damaligen Kampf-Szenerie als ungeeignet erwies. Daher wurde oft privat eine nicht zu lange und leichte, führige Hiebwaffe beschafft. Die Armee reagierte in der Tat auf diesen Bedarf, indem 1803 eine entsprechende Waffe eingeführt wurde https://collections.royalarmouries.org/battle-of-waterloo/arms-and-armour/type/rac-narrative-469.html
Hier erstmal die Daten:
Gesamtlänge mit Scheide: 90 cm
Länge Scheide: 78,5 cm
Gesamtlänge Waffe:87,0 cm
Klingenlänge: 76,0 cm
Pfeilhöhe: 9,5 cm
Klingendicke: 7 mm
Klingenbreite am Gefäß 33 mm
Gefäßlange: 10 cm
Gewicht Waffe: 520 g
Gewicht Scheide: 480 g
Gesamtgewicht: 1000 g
Das Stück ist in einem stark gebrauchtem Zustand. Markierungen auf dem Gefäß finden sich nicht.
Das Leder der Hilze ist teils berieben und am oberen Ende eingerissen/stark beschädigt. Die Drahtwicklung aus 2 gegenläufig gedrehten Kupfer- oder Messingdrähten ist nur noch rudimentär am unteren Ende erhalten. Die Schneide ist „halbscharf“ und weist vereinzelte kleine, typische Kerben, insbesondere im unteren Drittel auf. Am oberen Drittel der mit einer breiten Hohlkehle versehenen Klinge finden sich einzelne gravierte Verzierungen (floral, militärisch), in denen Rest einer Vergoldung zu sehen ist. Auf dem terzseitigen Ricasso sieht man eine Herstellermarkierung, in der „S & K“ wobei das „K“ leider rechts weggeschliffen wurde.
Fazit: Es handelt sich für meine Begriffe um ein ziemlich langes Exemplar eines „Flank-Officer-Swords“. Normalerweise sind diese Blankwaffen mit mamelukenartiger Klinge noch deutlich kürzer. Besonders ist auch die Herstellermarkierung, die auf Schitzler & Kirschbaum aus Solingen hinweist, welche nach meinen Informationen seit 1790 vorkommen kann (Solinger Klingen waren in England Ende des 18. Jahrhunderts durchaus verbreitet). Eine weitere Besonderheit ist hier die Hohlkehle der Klinge; weitaus häufiger sind ungekehlte Keilklingen.
Für mich persönlich sind diese Säbel in ihrer Schlichtheit und Linienführung ästhetisch ganz weit vorn.
Ich freue mich auf Eure Meinungen
Gruß
Andreas