Kavalleriesäbel => Artilleriesäbel n/A => Mannschaftssäbel
19.01.09, 10:20:55
Spolei
geändert von: Spolei - 19.01.09, 10:22:50
Hallo Forenmitglieder,
kaum bin ich hier im Forum, da habe ich mir schon den ersten Säbel gekauft.
Von einem Bekannten, der selbst Blankwaffen sammelt habe ich einen Artilleriesäbel des Kaiserreiches bekommen, der dann wohl bei der Reichswehr und Wehrmacht als Ausbildungssäbel bei der Kavallerie diente. Leider kenne ich mich disbezüglich nicht aus. Vielleicht kann mir einer von Euch mehr zu der Waffe sagen und mir helfen die Stempelung auf der Scheide zu entschlüsseln.
Auf der Parierstange ist die Zahl 1920 eingeprägt. Ob es sich hier um eine Inventarnummer oder eine Jahreszahl handelt weiss ich nicht.
Auf dem Klingenrücken ist der Buchstabe W, darunter 15 und ein Abnahmestempel.
Auf der Säbelscheide (siehe Anhang) sind von oben die Buchstabenkombination NT, dann 3GA 6, darunter RIN 38 (was dann wohl durchgestrichen wurde) und als unterste Markierung E.X.
Leider kann ich nur vermuten was diese Buchstaben bedeuten können
3.GA 6 möglicherweise 3. Komp. Gardeartillerieregiment Nr. 6 ???
19.01.09, 10:46:21
thüringer
geändert von: joehau - 11.10.21, 02:25:08
Herzlich willkommen Spolei,
ja, das ist ein Artilleriesäbel neuer Art, der 1915 in preussischen Dienst
gestellt wude (W15) und dann später in die Reichswehr übernommen wurde
(1920 - Übernahmejahr). Obwohl das Bild der Scheidenstempel recht klein ist,
gehe ich davon aus, daß der durchgestrichene (ungültig gemachte) Stempel
R I M
Reserve-Infanterie-Munitionskolonne bedeutet.
Der Stempel 3.G.A.6. löst sich als das 3.Garde-Artillerie-Regiment, 6.Batterie,
(dann sollte noch die Waffennummer kommen)auf.
Da die 6.Batterie zum 2.Abteilung gehörte, war der Säbel in Beeskow beheimatet.
Die Stempel E.X. und N.T. sind vermutlich Markierungen bei Reparaturen
des Regimentsbüchsenmachers.
Tschüß
Roland
Meinen Glückwunsch zu diesem Säbel! :)
19.01.09, 12:23:45
Spolei
Hallo Roland,
vielen Dank für die detaillierte Auskunft.
Eine Waffennummer befindet sich nicht auf der Scheide.
Stimmt es, das diese Säbel, dann nur noch von der Kavallerie der Reichswehr und der Wehrmacht als Mannschaftssäbel eingesetzt wurden?
Wurden diese Waffen dann nicht mehr gestempelt?
Gab dazu noch ein Fausriemen ?
Wenn ja, wie sah der aus?
Fragen über Fragen
Gruß Andreas
19.01.09, 15:14:18
Zietenhusar
Hallo Andreas,
willkommen im Forum. Mir sind die weitergenutzten Artilleriesäbel als sogenannte "Reitersäbel" bekannt. Ob diese Bezeichnung soweit als reglementiert betrachtet werden kann, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Reiterregimenter der Reichswehr waren damit ausgerüstet. Inwieweit dieses auch für die Wehrmacht zutrifft, kann ich nicht sagen. Im Übergangszeitraum war das wohl so.
Abbildungen zum Thema findest Du
HIER.
Gruß,
Thomas
20.01.09, 06:48:25
Spolei
Hallo,
ich hoffe ich nerve nicht mit meiner Fragerei.
Die Befestigung des Säbels am Sattel ist mir bekannt.
Wie wurde der Säbel am "Mann" getragen?
Gibt es da vielleicht auch ein Bild dazu?
Gruß Andreas
21.01.09, 19:49:17
fritz1888
Hallo Spolei,
Hier mal ein Bild aus der Zeit des Dritten Reiches aufgenommen in Hannover.
Viele Gruesse aus London!
21.01.09, 21:23:29
Spolei
Hallo fritz 1888,
vielen Dank für das Bild, auf dem die Trageweise sehr gut zu erkennen ist.
Nachdem ich jetzt den Thread von Zietenhusar ganz durchgelesen habe, hat mich die Forscherwut gepackt.
Nachdem ich auch das Stoßleder entfernt und die schmutzigen bzw. leicht angrosteten Stellen an der Fehlschärfe entfernt habe, kam der Herstellerstempel Simson & Co Suhl zum Vorschein. Auch konnte ich jetzt mit der Lupe die Waffennummer nach dem Einheitsstempel erkennen (Nr. 39).
Diese Nummer befindet sich auch an der Öffnung der Säbelscheide (leider nur ganz schwach zu erkennen) und eine 6. Die Herstellermarken am Griffrücken sind leider zu undeutlich. An der Verdickung am Scheidenende sind keine Nummern oder Marken erkennbar.
Bezüglich der Eineit 3. Gardeartillerieregiment hätte ich noch eine Frage. In meinen Unterlagen find ich nur ein 3. Garde-Feld-Artillerie-Regiment, dessen Stabskompanie und 1. Kompanie in Berlin stationiert war und der Rest in Beeskow.
Das 3.Garde-Feld-Artillerie-Regiment wurde nach meinen Angaben 1898 gegründet. Zur Reserve-Infanterie-Munitions-Kolonne habe ich nichts gefunden. Seit wann gab es diese und wem war sie unterstellt?
Gruß Andreas
22.01.09, 00:18:52
thüringer
geändert von: limone - 22.01.09, 00:24:47
Hallo Andreas,
ja,ja - wen das Fieber mal gepackt hat :D :D :D
Eine kleine Korrektur : in meinen Unterlagen steht bei Standort Berlin (I) und bei Beeskow (II), das bedeutet Abteilung I bzw. Abteilung II und ist das "Bataillon" bei der Ari. Eine Abteilung hatte 4 Batterien , somit denke ich, daß die 6.Batterie eher zu Beeskow gehörte.
Bei den Munitionskolonnen kann ich Dir nicht weiterhelfen, da diese Einheiten erst bei den Stammregimenter eingesetzt wurden, später im Krieg ganze Frontabschnitte versorgen mußten. Vielleicht weiß hier ein anderer mehr.
Tschüß
Roland
22.01.09, 00:22:52
ulfberth
Hallo Andreas,
nachfolgend noch ein paar kurze Erklärungen:
Bei Kriegsbeginn wurden von jedem Reserve-Korps 2
Reserve-Munitions-Kolonnen Abteilungen mit zumeist 4 Reserve-Infanterie- und 9 Reserve-Artillerie-Munitionskolonnen aufgestellt.
Der Säbel wurde bei der Reichswehr als „Mannschaftssäbel“ weitergeführt und wie der Stempel ausweist, 1920 auch diesbezüglich erfaßt. Nach Einführung des kurzen Seitengewehres sollte er jedoch nur noch zum Straßenanzug außer Dienst getragen werden. Die Verwendung beim Dienst zu Pferde erfolgte jeweils auf Anordnung.
Bei der Kavallerie und den (Infanterie-) Reiterzügen wurde der Säbel Ende 1940 abgelegt, während er bei den 1943 aufgestellten Kavallerie-Regimentern teilweise wieder geführt wurde.
Gruß
ulfberth
22.01.09, 00:23:18
limone
geändert von: limone - 22.01.09, 02:16:41
Auszug aus der Rangliste der Königlich Preußischen Armee für 1904 (S. 385)
Einige Namen kommen einem doch bekannt vor...
Grüße
Carsten