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Bayerische Pistole 1843 aus Lüttich

original Thema anzeigen

10.05.09, 16:09:34

corrado26

geändert von: corrado26 - 10.05.09, 16:13:12

Damit sich in dieser Rubrik auch mal wieder etwas tut, anbei Bilder einer vom Zustand her sehr gut erhaltenen Pistole, welche entsprechend der Truppenstempelung an der Kolbenkappe auch von der bayerischen Artillerie verwendet wurde.
Hier die exakte Beschreibung:

Kavalleriepistole M 1843, Fertigung Lüttich 1851Nussbaumvollschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus von unten federfixiertem Laufring mit zwei Bünden, Abzugsbügel mit Einhakmontage, Kolbenkappe und gewölbtem Schlossgegenblech für zwei Schrauben. Perkussionsschloss M 1843 mit flachem, bündig im Schaft eingelassenem Schlossblech und entsprechendem Hahn. Schlossblech mit Herstellersignatur „LÜTTICH“ und Baujahr „1851“. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit Kontrollstempel „JL“ unter Krone. Reihenfolgenummer „34.“ am Pulversack und am Schaft links, am Unterbügel vorne sowie am Schlossgegenblech und Laufring. Stempel „S&H“ am Schlossgegenblech. Truppenstempelung „3.A.R.4.34.“ auf der Kolbenkappe. Standkimme auf dem Schwanzschraubenblatt und Eisenkorn auf dem Lauf hinter dem Laufring.
Gesamtlänge 383mm, Lauflänge 225mm, Länge des Schlossblechs 136mm, Kaliber des glatten Laufs 17,9mm

Das bayerische Kriegsministerium stellte 1848 in einem Antrag fest, daß zur Herstellung einer kompletten Reservebewaffnung der Reiterei noch u.a. 13000 Pistolen fehlten, die in ausländischen Fabriken hergestellt werden sollten. 1851 kamen in der Folge 7000 Pistolen M 1843 aus Lüttich. Die ersten 1500 Pistolen dieses Typs waren am 23.10.1851 nach Bayern geliefert worden. Die gelieferten Pistolen zeigten laut noch vorhandener Dokumentation auf dem Schlossblech die Herstellersignatur „LÜTTICH 1851“ und links am Schaft den belgischen Beschussstempel für zivile Waffen „ELG“ im Oval. Bei der Übernahme ließ die Zeughaushauptdirektion in München auf dem Schaft die gekreuzten Schwerter als Zeichen des Staatsbesitzes einschlagen. Die hier vorliegende Pistole zeigt zwar das Herstellersignat, doch die Übernahmemarke der ZHD ist lediglich mit der „Kronen“-Marke auf dem Lauf oben dokumentiert. Darüber hinaus ist auf dem Lauf ein Kontrollstempel „JL“ unter Krone und die am Lauf eingeschlagene Seriennummer zu finden.. Die Hintergründe für die hier vorliegende Andersartigkeit der Stempelung ist nicht bekannt.
Laut Truppenstempelung gehörte die vorliegende Pistole als Waffe N°34 zur 4. Batterie des 3. bayerischen Feldartillerie-Regiments Prinzregent Luitpold. Dieses Regiment war 1848 errichtet worden, gehörte zum III. bayerischen Armeekorps und lag in Grafenwöhr.

Gruß
corrado26
10.05.09, 16:11:25

corrado26

............und nochmal ein paar Bilder
Gruß
corrado26
10.05.09, 17:32:11

Zietenhusar

Zitat von corrado26:
...einer vom Zustand her sehr gut erhaltenen Pistole...
Allerdings, sehr gut erhaltenes Stück.

Hallo corrado26,

handelt es sich beim erwähnten Nußbaumschaft allgemein immer um das Holz von Walnußbäumen? Was hat es mit dieser "kreuzförmigen" Markierung zwischen der Kimme und dem Kronenstempel auf sich, soll es eine Art "Plombe" darstellen, um festzustellen, ob sich an der Verbindung zwischen dem Lauf und der "Lasche" (Daumenblech? Ich kenne die genaue Bezeichnung leider nicht.) etwas gelöst hat?

Gruß,
Thomas
10.05.09, 18:04:23

corrado26

Im Grundsatz ist Deine Vermutung richtig. Der Laufschmied hatte den Lauf und die von hinten eingeschraubte Schwanzschraube gefertigt, eingeschraubt und dann die kongruente Markierung auf Lauf und Schwanzschraube angebracht. Der Grund lag darin, dass die Schwanzschraube innen eine Ausnehmung exakt in Höhe der Mündung des Zündkanals besitzt. Damit bei einem späteren Öffnen der Schwanzschraube eben diese Ausnehmung beim Einschrauben wieder genau da zu stehen kam, wo sie hingehörte, war die Markierung angebracht. Standen die beiden Striche exakt in einer Linie, war alles ok.
Gruß
corrado26
10.05.09, 20:37:57

limone

geändert von: limone - 10.05.09, 20:38:13

Danke (auch wenn's ein Lütticher Bayer und kein Hesse oder Schleswig-Holsteiner ist)! Feuerwaffen sind wohl leider ein Stiefkind dieses Blankwaffen-Forums, ...aber es gibt ja, Gott sei Dank, Dich!!!!

Nochmals: vielen Dank und ich freue mich schon riesig auf das nächste "Schießgewehr" :) !

Carsten
 
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