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ulfberth

(Moderator)

Nach dem Haushaltsplan von 1913 hatte die Polizeitruppe eine Stärke von 882 Soldaten unter einen Offizier und 15 weißen Polizeimeistern. Nach dem Etat hingegen sollte die Polizeitruppe hingegen aus 120 Mann (zugleich Expeditionstruppe) am Gouvernementssitz Rabaul, 500 Mann in Kaiser-Wilhelmsland und dem Bismarck-Archipel, 122 auf dem Ostkarolinen, 71 auf den Westkarolinen, 71 auf den Marianen und 39 auf den Marschallinseln bestehen.

Die Mannschaften im Inselgebiet trugen eine matrosenähnliche schuhlose Uniform mit bis zu den Waden reichenden Hosen sowie einem Hut ähnlich wie in DSW.

Als Uniformierung diente im Kaiser-Wilhelmsland und Bismarck-Archipel eine braune Mütze mit schwarzem Vorderschirm, Kinnriemen und Reichskokarde. Nach anderen Quellen war die kakifarbene Mütze mit rotem Band versehen. Vervollständigt wurde die Uniform durch einen roten Lendenschurz. Hinzu kamen gegebenenfalls Koppel mit Patronentaschen und Seitengewehr 71/84. Als Bewaffnung dienste das Gewehr M/1871, nach anderen Quellen auch das M/1888 mit Seitengewehr M/1871. Nach Fotos dürfte zusätzlich sowohl der 71er Hirschfänger wie auch der Karabiner M/1871 Verwendung gefunden haben.

Daneben gab es am Gouverneurssitz noch eine Polizeitruppe / Paradetruppe, genannt Fita-Fita, welche sich aus ca. 40 Söhnen von Häuptlingen zusammen setzte.





Geschichtsatlas. Bayerischer Schulbuchverlag 1954
Das deutsche Schutzgebiet mit orangefarbener Umrandung.



www.seitengewehr.de
23.12.11, 00:06:26

ulfberth

(Moderator)

Unter Südseeschutzgebiete versteht man den in der Südsee gelegenen Teil des deutschen Kolonialbesitzes, bestehend aus Deutsch-Neuguinea (s.d.) mit Einschluß des Inselgebietes der Karolinen, Marianen, Palau- und Marshallinseln und aus Samoa

Deutsch-Neuguinea. Die Landeshoheit in Deutsch-Neuguinea wurde bis zum 1. April 1899 von der Neuguinea- Kompagnie (s.d.) ausgeübt. Der von ihr eingesetzte Landeshauptmann verfügte über eine kleine bewaffnete Macht. Ebenso wurde eine solche von der Neuguinea - Kompapie dem seit 1893 im Bismarckarchipel amtierenden Ksl. Richter zur Verfügung gestellt. Der erste Etat des Schutzgebietes nach der Übernahme der Verwaltung durch das Reich im Jahre 1899 sah 2 Polizeimeister und eine aus 90 Eingeborenen bestehende P. vor. Mit der Errichtung neuer Stationen wurde die Truppe allmählich vermehrt. Das anfangs mit dem alten Schutzgebiet nur in loser Verbindung stehende Inselgebiet der Karolinen, Marianen, Palau- und Marshallinseln wurde der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse folgend, enger angegliedert. Die P. für Naurn, Jaluit, Ponape und Truk wurden aus dem alten Schutzgebiet rekrutiert. So war die Schutzgebietsverwaltung im Jahre 1910 bei einem Etat von etwa 16 Polizeimeistern und 670 farbigen Polizisten angelangt. Die Truppe am Sitz des Gouvernements in Rabaul dient für den größten Teil der Außenstationen als Stammtruppe. Die dem Etat für 1913 beigegebene Denkschrift über die Ausgestaltung der Verwaltungsorganisation in Deutsch - Neuguinea nimmt einen weiteren Ausbau der Polizeitruppe in dieser Richtung nach dem Muster von Togo in Aussicht. Die Zahl der farbigen Mannschaften beträgt nach dem gleichen Etat 839 Mann. Die farbigen Mannschaften rekrutieren sich ausschließlich aus dem Schutzgebiet selbst. Die Versuche mit der Verwendung von Makassarleuten und Amboinesen (s.d.) führten zu keinen günstigen Ergebnissen. Die klimatischen Verschiedenheiten zwingen bereits zur Vorsicht bei der Verwendung von Eingeborenen des Inselgebietes in anderen Teilen des Schutzgebietes. Eine solche fand deshalb bisher nur in geringem Umfange statt. Bei der Verwendung während des Aufstandes in Ponape 1910/11 (s. Aufstand) hat sich die Eingeborenentruppe aus Deutsch - Neuguinea auch einer kulturell höher stehenden Eingeborenenbevölkerung gegenüber gut bewährt. Den besten Ruf als Soldaten genossen früher die Bukas. Die Insel Buka (Salomoninseln) wurde als Arbeiteranwerbegebiet längere Zeit zu sehr in Anspruch genommen und kam deshalb als Rekrutierungsgebiet für die Truppe in letzter Zeit wenig mehr in Betracht. Ähnlich liegen die Verhältnisse in Neumecklenburg. Eines der ersten Rekrutierungsgebiete ist jetzt die westliche Hälfte von Neupommern, das einen gut entwickelten kräftigen Menschenschlag aufweist. Das Dienstverhältnis des Polizeisoldaten in bezug auf Dienstesdisziplin, Löhnungs-, und Verpflegungsverhältnisse untersteht den für eingeborene Plantagenarbeiter geltenden Bestimmungen (GouvV. betr. die Ausführung und Anwerbung von Eingeborenen vom 4. März 1909, Amtsbl. 38, KolBl. 719, V. betr. die Erhaltung der Disziplin unter den farbigen Arbeitern vom 20. Juni 1900, KolGG. VI, 248). Ein besonderes militärisches Disziplinar- und Strafrecht ist für die Angehörigen der P. bisher nicht eingeführt. - Die Uniform für die Unterbeamten der P. ist nach Erl. des RK. vom 13. April 1912 die gleiche wie die der Polizei:. wachtmeister in Deutsch - Ostafrika, jedoch sind die Besatzstreifen, Vorstöße und Schulterklappen grün. Die Bekleidung der farbigen Mannschaften besteht aus einem roten Lendentuch, das von der Seitengewehrkoppel gehalten wird, und einer Kakimütze mit rotem Band, Lederschirm und Reichskokarde. Für Paradezwecke, ferner bei Nachtdienst und bei kalter Witterung wird ein Anzug aus Kakistoff mit roten Litzen, bestehend aus Bluse im Matrosenschnitt und Kniehosen, getragen. Die Waffe ist das Gewehr Mod. 88 und Seitengewehr Mod. 71/84. Die P. von Deutsch - Neuguinea hat vor denen der übrigen Schutzgebiete den Vorzug, daß sie verhältnismäßig die billigste ist. Die Kosten der Löhnung, Verpflegung und Anwerbung werden auf 230 M, die der Ausrüstung und Bewaffnung auf 55 M pro Mann und pro Jahr berechnet. Die Funktion ortspolizeilicher Vollziehungsorgane und Gehilfen der Häuptlinge versehen die Häuptlingsboten "Tultuls". Die Funktion ist ehrenamtlich. Als Zeichen seiner Würde trägt der Tultul eine Kakimütze mit blauem Band und Vorstoß und Reichskokarde. Bewaffnet ist er nicht. Einem jeden Häuptling sind zwei oder auch mehrere solcher Würdenträger beigegeben.

Samoa. In Samoa besteht seit der Flaggenhissung eine kleine eingeborene P. von etwa 30 Mann, geführt von einem weißen Polizeimeister, die Fitafita. Sie rekrutiert sich aus den Söhnen der Häuptlinge. Die Verwendung der Truppe ist weniger kriegerisch. Die Leute tun Dienst als Ehrenposten, Bootsmannschaften, Ordonnanzen der verschiedenen Dienststellen, Hilfspolizisten und Postboten. Die Bekleidung besteht aus weißer Mütze mit blauem Band, weißer Jacke, weißem Lendentuch mit blauen Streifen. Die Bewaffnung ist die gleiche wie in Deutsch -Neuguinea. Neben den Fitafita sind als polizeiliche Vollzugs- und Sicherheitsorgane noch 20-25 Landespolizisten in Verwendung. Sie sind nicht militärisch organisiert und finden außer in den Dorfschaften der Eingeborenen auch als Besatzung, der Polizeiposten Cana und Saluafata Verwendung, die mit Rücksicht auf die zunehmende Zahl der chinesischen Plantagenarbeiter errichtet wurden.

Quelle: Deutsches Kolonial-Lexikon / [Hg] Heinrich Schnee, Leipzig 1920.


www.seitengewehr.de
23.12.11, 00:15:52

ulfberth

(Moderator)

Angehöriger SMS Scharnhorst 1913 mit Polizeisoldaten in der Südsee.

Gruß

ulfberth


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23.12.11, 00:18:50
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