Was man so alles lesen kann...
(Kleiner Exkurs eines Artillerie-Interessierten)
"
Raketenartillerie: Erprobung und Projekte
(...)
Unterdessen liefen die Erprobungen der Raketen Lukaszys wegen zu geringer Treffsicherheit wenig zufriedenstellend. Auch eine weitere Versuchsreihe im Dezember 1850 ergab nicht die vertraglich zugesicherten Eigenschaften der Waffe. Dennoch wurde nach Lukaszys Abschied im Januar 1851 die Herstellung von 200 dieser Raketen angeordnet.
(Landesarchiv Schleswig-Holstein (LAS) Abt. 22 (Herzogliches (Augustenburgisches) Hausarchiv) Nr. III E b 10,
Protocoll der Versuche am 24. December 1850 sowie ebd.,
Schreiben des Kommandos der Artilleriebrigade, 1. Januar 1851.)
Obwohl zu dieser Zeit alle Zeichen auf ein baldiges Ende des schleswig-holsteinischen Staatswesens hinwiesen, plante des Ministerialdepartement die Aufstellung einer Raketenbatterie nach dem System von Lukaszy. Sowohl die Geschosse als auch die nötigen Munitionswagen sollten dafür hergestellt werden.
(LAS Abt. 22 Nr. III E b 10,
Meldung des Majors v. Lindemann an die Artilleriebrigade, 20. Januar 1851.)
Der Aufstellung der Batterie kam aber dann die Auflösung der gesamten Schleswig-Holsteinischen Armee zuvor.
(...)
Während des Krieges setzten lediglich die Dänen ihre reaktivierte Raketenwaffe ein..."
(Jan Schlürmann: Die Schleswig-Holsteinische Armee 1848-1851, Tönning 2004, S. 524 ff.)
Bei
A. Lütgen: Feldzug der Schleswig-Holsteinischen Armee und Marine im Jahre 1850, Kiel 1852 findet sich jedoch auf S. 317 f. eine Raketen-Batterie in der Truppeneinteilung für den Angriff auf Friedrichstadt am 29. September 1850 sowie der Satz:
"Die Schlesw.-Holst. Raketen-Batterie richtete ihr Feuer von den rechts des Eider-Deichs gelegenen Wiesen ebenfalls dorthin, sie schoß aber so unsicher,daß das Werfen bald eingestellt wurde."
(Siehe Fotos der Textauszüge im Anhang.)
Nach Schlürmann hatte die Schleswig-Holsteinische Armee Anfang 1849 erste Versuche mit "Kanonen-Raketen" (Brandraketen nach dem System Petersen), die aus 12-pfd. Feldgeschützen verschossen wurden, unternommen.
Im Juni/Juli 1849 unternahm die Artilleriebrigade Versuche mit Sprengraketen, eine Erfindung des Pyrotechikers Abel.
Beide Versuchsreihen wurden ergebnislos abgebrochen. Erst als sich im Herbst 1850 erneut Raketen-Konstrukteure meldeten, wurde am 29. September mit dem Pyrotechniker Lukaszy ein Vertrag über die Erprobung seiner Raketen geschlossen.
(LAS Abt. 22 Nr. III E b 8,
Schreiben des Ministerialdepartements des Krieges, 29. September 1850.)
Lütgen folgend, war genau an diesem Tag die Schlesw.-Holst. Raketen-Batterie vor Friedrichstadt im Einsatz...
Grüße
Carsten