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corrado26

(Super-Moderator)

Oft werden auf dem Markt und in Auktionshäusern Feuerwaffen angeboten, die recht merkwürdig ausschauen und in kein bekanntes Raster passen. Sie erinnern fast immer an bekannte Ordonnanzpistiolen verschiedener europäischer Armeen des 19. Jahrhunderts, ohne dass sie sich jedoch exakt zuordnen lassen. In den allermeisten Fällen handelt es sich hier um Waffen, die in den 1880er-Jahren für den Tauschhandel mit den Kolonien gefertigt wurden.

Lütticher Büchsenmacher und Waffenfabrikanten erkannten im letzten Viertekl des 19. Jahtrhunderts ihre Chance, mit den zu tausenden bei den verschiedenen Staaten Europas vorhandenen Altwaffen, zumeist Perkussionsvorderladern ein einträgliches Geschäft zu machen.
Sie kauften diese Waffen und auch tonnenweise Einzelteile zu billigen Preisen auf, fertigten daraus Steinschlosswaffen, lieferten diese Produkte wieder an die jeweiligen Bedarfsträger und von da gingen diese Waffen als Tauschware in die jeweiligen Kolonien.

So kann man heute französische Steinschlosspistolen finden, die dem Ordonnanzmuster M 1816 nachempfunden sind, sich aber dennoch grundlegend vom Vorbild unterscheiden. Ganz spektakulär sind die Umbauten von französischen Perkussionsgewehren mit rückliegendem Schlossblech, die sehr gekonnt mit Steinschlössern ausgerüstet wurden. Auch findet man sehr oft ehemalige österreichische Augustinpistolen M 1844, die ja zu ihren aktiven Zeiten das Augustin-Maschinenschloss hatten und jetzt mit einem Steinschloss aufwarten konnten.
Es gibt fast kein europäisches Feuerwaffenmuster des 19. Jahrhunderts, das nicht auf diese Art und Weise kolonientauglich gemacht worden wäre.

Warum man das gemacht hat? Ganz einfach. Die Stammesfürsten in den Kolonien waren am Erwerb europäischer Feuerwaffen - wie heute auch - höchst interessiert, doch wollte man ihnen aus verständlichen Gründen keinesfalls Waffen neuester Technologie in die Hände geben. So verfiel man auf die Möglichkeit mit den umgebauten Altbeständen, die man auf diese Art gewinnbringend nutzen konnte.

Stellvertretend für viele andere Varianten ist abgebildet ein auf die Steinschlosszündung umgebautes französisches Perkussionsgewehr mit rückliegendem Schlossblech, eine ebenfalls auf Steinschlosszündung rückgebaute ehemalige österreichische Pistole M 1844 System Augustin sowie eine kurhessische Pistole M 1849.
corrado26

19.04.12, 11:51:07
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