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Zietenhusar

(Supporter)

Das mußte ja so kommen. Vergangenes Wochenende brannte das 1911 erbaute Offizierskasino in Rathenow nieder. Ich gehe hier nicht von einem Zufall aus. Eine Selbstentzündung eines leerstehenden Gebäudes, ohne Strom-, und sonstige feuergefährdene Anschlüsse? Egal, wer hier der Verursacher ist, seitens der Verantwortlichen wurde jedenfalls nichts unternommen, so etwas entgegen zu wirken. Auf meinem letzten Fotogang dorthin war ein ungeschützter Eingang zu erkennen.

Mehr zum Vorfall gibt es hier zu lesen.

Vorletztes Jahr erst brannte ein ehemaliger Pferdestall hinter den Kasernen vollkommen nieder. Es gibt immer weniger Gegenständliches, welches an das berühmteste preußische Husarenregiment während der Rathenower Zeit erinnert. Die Fotos, welche ich die letzten Jahre vom Gebäude machte, ließen nur noch eine Verbesserung dessen Zustands erhoffen. Nun ist es wohl endgültig um dieses Gebäude geschehen. Eigentlich müßte ich Bilder vom jetzigen Zustand machen, der Gang dorthin ist aber nicht so einfach für mich.
Um es mal ganz sanft auszudrücken: Es kehrt sich mir die Peristaltik zwischen Mund und Magen um.

12.04.08, 18:28:17

fedja2

(Mitglied)

Ich kann Dich sehr gut verstehen - ich kenne dieses Gebäude sowie Rathenow nicht persönlich, empfinde aber ähnliches bei anderen alten Kasernenbauten. Es ist ein Jammer!

12.04.08, 19:09:51

BergischerLoewe

(Mitglied)

Hallo Thomas,
es ist schön und wichtig, so wie Du es pflegst, neben der reinen Beschäftigung mit den Blw. auch das historische Umfeld zu betrachten. Ich sehe das auch so, und mir ist es vergönnt, einen gottseidank ganz anderen, positiven und erhaltenden Eindruck zu vermitteln. Es handelt sich um die Kaserne des ehemaligen Eisenbahn-Regiments Nr. 3 in Hanau, die die Stadt in beachtenswerter, aufwendiger Weise restauriert hat und unterhält. In diesem Regiment, und das ist mein ganz persönlicher Bezug, diente mein Großvater (s. anderes Bild). Es war ursprünglich dem kgl. Preußischen Gardekorps zugehörig und wurde am 01.10.1910 dem XVIII. Armeekorps aus strategischen Gründen zugestellt, behielt aber den Gardestatus. Auf diesen Elitestatus war mein Großpapa mächtig stolz (im Soldatenjargon nannte man die besondere Silberstickerei der Garde-Pionieroffiziere und der Gardepioniere, also auch der Eisenbahnregimenter, „Intelligenzlitzen“ ). Schön und tröstlich also, dass nicht alles dem Verfall preisgegeben ist, wie Du es erfahren musstest.


12.04.08, 21:54:14

BergischerLoewe

(Mitglied)

Hier, ergänzend, noch ein Bezug zur Militär-/Familiengeschichte, von einer ganz anderen, um ein vielfaches mehr unter die Haut gehenden Seite. Dieses Grab eines Ur-Ur..Verwandten (wir stammen aus Wittgenstein und Hessen) hat mich zum Nachforschen bewegt. Es liegt bei Bessenbach (Nähe Aschaffenburg) und birgt den gefallenen J.-R. Belz, der im Gefecht bei Bessenbach zwischen hessischen und preußischen Truppen im deutsch-deutschen Krieg den Tod fand. Es wird von der Gemeinde Bessenbach, der Freifrau von Gemmingen (und so ich kann, von mir) erhalten. Leider hat das wunderschöne, originale Grabkreuz ein Vandale vor einiger Zeit abgesägt und gestohlen. Es wurde durch eine schlichte Bronzetafel ersetzt. Dennoch…. ein Denkmal ganz besonderer Art, mitten in der Landschaft, und rührend erhalten.

12.04.08, 22:16:13

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Fedja, stimmt, es ist ein Jammer, wie man alles Alte unter Denkmalschutz stellt, sich dem aber trotzdem nicht weiter widmet, oder gar entledigen möchte.

Hallo Alex, sehr schönes Beispiel alter Geschichte und familiärer Verbundenheit. Vielen Dank für 's zeigen.

Ich war heute früh vor Ort und habe einige Fotos gemacht. Drin war ich natürlich nicht, denke aber, daß das Löschwasser eine Menge, von außen nicht sichtbare, Schäden angerichtet haben muß. Jetzt bin ich mal gespannt darauf, wie weiter verfahren wird. Wiederaufbau oder Abriß stehen zur Auswahl, oder man läßt die Zeit entscheiden, was nicht zum Vorteil des Gebäudes sein wird. Ich bedaure, daß ich das Gebäude nie von innen habe sehen können.

Das dritte Foto entbehrt eines gewissen makaberen Humors nicht. Zu sehen ein Wegweiser zu den Sehenswürdigkeiten der Rathenower optischen Geschichte, vor einer Ruine militärischer Geschichte. Es ist deutlich, daß eine eindeutige Richtung zur Vergangenheit eingeschlagen wurde, und weiterhin wird.

Einen schönen Sonntag,
Thomas

13.04.08, 11:17:33

fedja2

(Mitglied)

Das wird teuer! Wenn da kein privater Investor zuschlägt wirds wohl auf Abriss hinauslaufen. Weißt du denn, wer Eigentümer des Grundstückes ist? Stadt? Bundesvermögensamt? Ist wirklich zum Heulen - die Rückansicht ist der Traum. Überlegt mal - ein Haus des Forums. Für regelmäßige Treffen bei einer Tasse gutem Whisky.

13.04.08, 12:38:18

limone

(Super-Moderator)

Das ist schon eine interessante Bauaufgabe!

Aber, wie Fedja schon richtig bemerkt hat: Dazu muss man erst mal eine gute Nutzungsidee haben und dann Überzeugungsarbeit leisten und kräftig sammeln gehen!

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
13.04.08, 12:50:09

Zietenhusar

(Supporter)

Ich weiß durch Dritte,

wer der private Eigentümer des Hauses ist, und was er daraus machen wollte. Die Idee, es als Spielkasino auszubauen, wurde seitens der Behörden abgelehnt, oder nicht unterstützt. Ich frage mich dann aber, warum man einem Investor überhaupt so ein Gebäude überläßt? Muß nicht vor der Veräußerung ein Konzept vorgelegt werden?
Ich stelle mir vor, daß die Stadt (oder das Land?) froh darüber war, dieses kostspielige Objekt abgestoßen zu haben, andererseits mitbestimmen wollte, was damit geschieht. Wir erleben das seit dem Anfang der 90er Jahre. Schnell weggeben, damit die Verantwortung nicht mehr in öffentlicher Hand liegt, und sich dann wundern, daß sich nichts bewegt.

Geld müßte man haben! In diesem Häuschen hätte man eine Gastronomie einrichten können. Es wäre groß genug, darin Veranstaltungen zu machen, und hin und wieder mal eine Ausstellung. Auch als Museum wäre es zu gebrauchen gewesen. Wenn man bedenkt, daß sich das städtische Museum im Dachgeschoß des Kulturhauses befindet? Nicht, daß das Museum schlecht wäre, allerdings ist es zu 99,9 % der optischen Industrie gewidmet. Dem Thema Zietenhusaren ist einzig eine Figurine zu sehen, aber nur, um an dieser ein in Rathenow gefertigtes Fernglas zu präsentieren.

Momentan ist der Geschichtsverein Havelland e.V. dabei, ein kleines, altes, Gebäude für ein umfassenderes Museum herzurichten.

13.04.08, 16:40:49

mario

(Administrator)

Zitat von Zietenhusar:
Es gibt immer weniger Gegenständliches, welches an das berühmteste preußische Husarenregiment während der Rathenower Zeit erinnert.


Limone paßt auf zwinkern
Gruß Mario


123
05.08.12, 22:44:02

Zietenhusar

(Supporter)

PreußenSpiegel vom 01.03.2013

Überschrift

Offizierskasino an der Berliner Straße hat einen neuen Eigentümer

Textauszug

Zitat Anfang
„Ich könnte mir eine Wohn- und Geschäftsbebauung vorstellen.“

Dies würde jedoch den vorherigen Abriss des Kasinos zur Folge haben, da eine denkmalgerechte Sanierung einen zu hohen Kostenaufwand für den Investor bedeuten würde.

Zitat Ende

Vielleicht kann man meine maßlose Entäuschung nachvollziehen?!

Es regt sich aber auch Widerstand: KLICK

10.03.13, 19:53:21
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