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fritz1888

(Moderator)

Wieder ein Stück, das sich bis vor ein paar Jahren in meiner Sammlung befand und das ich hier gerne zeige.

Eigentlich ein ganz normaler IOD neues Modell, dessen Hilze drei Griffauflagen schmücken. Unter der regulären WRII Chiffre sitzt eine platzende Granate und darunter ein geschwungenes Bandeau mit der Jahreszahl 1807. Vergleicht man zum Beispiel Knötel/Pietsch/Collas bzw. Krickel/Lange wird die Kombination aus Granate und 1807 nicht als offizielle Griffauflage aufgeführt.

Wenn man davon ausgeht, dass die platzende Granate als Symbol für eines der 12 preußischen Grenadier-Regimenter steht, bieten deren Formationsgeschichten einen potenziellen Erklärungsansatz für diese Eigenmächtigkeit.

Zieht man wieder Knötel/Pietsch/Collas bzw. Krickel/Lange heran, so wird klar, dass die Grenadier-Regimenter Nr. 1, Nr. 4, Nr. 7, Nr. 8, und Nr. 11 jeweils eigene Griffauflagen hatten.

Die Grenadier-Regimenter Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 5 hatten ihren jeweiligen Stiftungstag im 17. Jahrhundert und das Grenadier-Regiment Nr. 6 im 18. Jahrhundert - somit keinen wirklichen Bezug zum Jahre 1807.

Die Grenadier-Regimenter Nr. 10 und Nr. 12 wurden erst 1808 bzw. 1813 gegründet und scheiden damit ebenfalls aus.

Auch das Colbergsche-Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 hatte seinen Stiftungstag im Jahre 1808 und scheidet auf den ersten Blick hin aus. Doch hat das Jahr 1807 eine herausragende Bedeutung für dieses Regiment.

Im Jahre 1807 verteidigten verschiedene Einheiten die preußische Festung Kolberg in Pommern während des Vierten Koalitionskrieges gegen französische Truppen. Aus der Besatzung der Festung wurden 1808 zwei neue Regimenter formiert, nämlich das Grenadier-Regiment Nr. 8 und das Grenadier-Regiment Nr. 9. Wie oben erwähnt hatte Ersteres seine eigene Griffauflage, die an König Friedrich Wilhelm III. erinnerte. Somit handelt es sich wahrscheinlich um eine eigenmächtig, aber geduldete Erinnerung an die Ursprünge des Colbergschen-Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9.

Soweit mein Erklärungsansatz, aber mich würden die Meinungen aus dem Forum sehr interessieren.


03.07.24, 23:15:29

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag fritz1888,
eine interessante Frage, die mangels schriftlicher Unterlagen wohl nicht eindeutig zu beantworten ist. Deine Überlegungen und Schlussfolgerungen scheinen mir aber durchaus überzeugend, zumal das Regiment Nr. 9 auf seinem Helmadler ein Band mit der Inschrift COLBERG 1807 führte (siehe unten).
Mir war bisher nicht bekannt, dass auch das Grenadier-Regiment Nr. 11 eine eigene Griffauflage hatte. Vielleicht kann ein Forumsteilnehmer ein entsprechendes Foto oder eine Zeichnung zeigen.
Gruss Preussen


05.07.24, 14:19:16

fritz1888

(Moderator)

Danke Preussen,

Zum Grenadier Regiment Nr. 11 präzisiere ich mich gerne, dass dort der Degen neues Modell mit Widmungs-Inschrift "Der Chef seinen Offizieren - 24. Juli 1910", Knaufgravur eines Monogramms der Herzogin Charlotte von Sachsen-Meinigen und der überkrönten Chiffre FR III auf der Hilze vorkam.

Allen ein schönes Wochenende!


05.07.24, 14:58:29

Friedrich2

(Mitglied)

Ein entsprechender Degen wurde im Frühjahr versteigert. Und zwar hier:

https://auktionen.auktionshauswendl.de/de/lot/lot-details/54756/geschenkdegen-iod-modell-1889

Schönes Wochenende
Friedrich2

05.07.24, 21:39:36

fritz1888

(Moderator)

Danke Friedirch2,

Genau um diese Version des Degen neuen Modells geht es. Ich habe mittlerweile 4 von diesen Degen gesehen, aber wir schweifen ab, denn bei diesen Degen aus dem Grenadier-Regiment Nr. 11 handelt es sich nicht um eine Eigenmächtigkeit. Immerhin schenkte eine Prinzessin von Preußen und Herzogin von Sachsen-Meiningen 1910 den Offizieren ihres Regiments diesen Degen. Damit bewegen wir uns auf einer ganz anderen Ebene als bei den offiziellen und eigenmächtigen Griffauflagen.

Zurück zum degen aus dem Grenadier-Regiment Nr. 9, von dem Maier ja übrigens auch ein Exemplar auf S. 1062 zeigt. Maier beschuldigt hier einen kurz- oder nachsichtigen Kommandeur und stellt auch in Aussicht, dass es sich um den Degen eines provokanten Pensionärs handelnt könnte. Er ruft zur Skepsis gegenüber solchen Stücken auf und nur weil dieser Degen aus einem Musuem stammt, scheint er hier halbwegs vertretbar zu sein.

Gesunde Skepsis gehört zum Sammeln dazu, aber hier lässt sich die Kombination der Griffauflagen erklären und ein Blick in Krickel/Lange (S. 20) verwandelt die Eigenmächtigkeit in eine "Gewohnheit".

Aber wir tauchen hier in ein Thema ab, bei dem ich seit dem Treffen des Arbeitskreis Blankwaffen in Detmold 2022 auch noch auf einen spannenden Artikel in der Zeitschrift für Heereskunde hoffe und ich traue mich fast gar nicht mehr zu schreiben, weil ich dem Artikel nicht vorweggreifen möchte.

Allen einen schönen Sonntag!

07.07.24, 09:36:33
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